Mittwoch, 8. Dezember 2010

Was fällt euch als erstes ein zu...?

Die Außenmauer des Wohnhauses gegenüber wurde von einem interessanten, für Wien gar außergewöhnlichen Graffiti verziert. Dabei ist das Design ist nicht ansprechend, die Aussage umso mehr. An welche Eigenschaften denkt man so gemeinhin, stellt man sich den Prototyp-Wiener vor, was bewegt ihn? Mit einer Lebensfreude so prickelnd wie zu Silvester geöffnter Champagner am Valentinstag? Einem Optimismus so mitreißend wie Reden von unserem Kanzler Faymann? Ja! An diesen simplen Satz denkt man, der nur von einem waschechten Wiener stammen kann. Oder von einem integrierten. Und der so schön wie wahr ist.


Ach ja, dieses Graffiti habe ich auch entdeckt. Ist zwar nicht so ergreifend wie das Graffiti um die Ecke, aber: Da mach ich mit! (Wie auch immer das funktionieren soll)

Dienstag, 7. Dezember 2010

Don't tell Mama

Le Interieur
Wer jemals in New York war, dort einen dieser cremigen, weichen, käsigen dabei nicht zu süßen Cheesecakes probiert hat und seitdem ruhelos nach einem ähnlich hinreißenden Geschmackserlebnis in good old Europe sucht, für den habe ich phantastische Nachrichten! Schon wähnte ich mich als ein Parzival der Neuzeit verdammt zur ewigen, verzweifelten Gralsuche: Aber die Besitzerin von "Don't tell Mama"  im Herzen von St. Pauli schafft es tatsächlich den original Cheesecake New York Style zu fertigen. Das spartanisch eingerichtete Cafe verrät dem Gast auf den ersten Blick nicht, welche hedonistische Beglückung auf ihn wartet: ob klassisch oder mit Karamel, Blaubeere, Buttermilch-Limone, Schokolade oder Ribisel verfeinert: Dieser Kuchen ist himmlisch. Vielen Dank für das Erlebnis. Und versprochen, ich erzähl es nicht Mama.

Sonntag, 5. Dezember 2010

Una notte italiana - damals und heute

Wie sehr sich das Leben verändert und vor allem wie schnell das passiert, spürt man in manchen Momenten wehmütig. Wird der Gegensatz zu früher jedoch besonders augenscheinlich, so ist das Erlebte mehr Anlass zu Belustigung denn zu Melancholie. Wie an diesem Wochenende: Mein Freund und ich wurden zu einer Feier in die Wohnung von Bekannten geladen, das Thema des Abends war "Una notte italiana".

Schon die Einladung ist vielversprechend: die Karte mit angedeutetem Olivenzweig als Motiv liegt schwer in der Hand und besteht bestimmt aus handgeschöpftem Papier. Der Text auf der Rückseite wurde vom Gastgeber mit einer edlen Füllfeder und viel Sorgfalt geschrieben. Sofort haben wir beide das Gefühl, dass er sich sehr auf unseren Besuch freut und sich mächtig ins Zeug legen wird. 

Diese Mühe schon bei der Einladung um die Vorfreude zu erhöhen, das Motto des Abends, das alles erinnerte mich an die Wohnungsparty meines damaligen Studienkollegen. Vielleicht vor drei oder vier Jahren? Über Youtube verschickte er einen aufwendigen, selbst-produzierten Trailer mit leicht bekleideten italienischen Schauspielerinnen und den Eckdaten, wann und wo das Gelage stattfinden solle. 

Nun gut, zurück zu unserem Wochenende: der Gastgeber empfängt uns - nachdem wir pünktlich mit Wein und Geschenk an der Tür klingeln - herzlich und untadelig gekleidet in Hemd und Seidenschal. Noch lässig die vorbildhaft gebügelte und farblich zu dem Schal passende Küchenschürze um die Hüften, bittet er uns in seine Wohnung und sagt: Bei uns dürft ihr die Schuhe im Vorraum ausziehen, ihr müsst das nicht draussen im Flur machen!

Schuhe ausziehen? Nachdem wir um ein, zwei Stunden verspätet vor der WG-Tür standen - schließlich verfliegt der Tag wenn man regelmäßig um die Mittagszeit aufsteht - warteten wir erstmal einige Zeit in der Kälte. Warum hörte denn niemand die Klingel? Dumpf vibrierte der Bass der viel zu lauten Musik nach draußen und verhieß eine brodelnde Stimmung. Endlich betätigte jemand den Öffner, es surrte und wir durften rein ins Geschehen. Ein Schwall an Zigarettenrauch, verbrauchter Luft und Wärme hieß uns willkommen, der Gastgeber war dabei nicht zu finden. Egal, Hauptsache ein Haufen gut gelaunter Leute die tanzen und die Bar ist noch voll bestückt. Was hat eigentlich Wodka mit Italien zu tun?

Das Menü des Hobbykochs in Seidenschal ist perfekt: Zuerst ein Buffet mit Antipasti bestehend aus in Rotwein eingelegten Zwiebeln, gebratenen Zucchini mit Frischkäse und gerösteten Pinienkernen auf eingelegten Paprika. Über allem ein kräftiger Schuss dieses göttlichen Olivenöls, das der Gastgeber im letzten Italienurlaub mit seiner Freundin selbst hergestellt hat. Danach ein Pilzrisotto als Platti Primo und als Krönung Rum-Topfen Palatschinken mit Himbeeren, die scheinbar auch im Süden beliebt sind!

Da wir uns verspätet hatten, sind von dem ohnehin spärlichen Arrangement der  Plastikschüssel nur noch die Erdnußflips und vereinzelt ein paar Chips über. Die wurden mittlerweile jedoch mit Straßenschuhen in den Teppichboden getreten und stellen am nächsten Tag wohl eher einer Herausforderung beim Aufräumen dar als ein Abendessen. Wir beschlossen nochmal zu dem Würstelstand um die Ecke zu laufen für eine Käsekrainer. Wenn wir dann hoffentlich wieder reingelassen werden...

Am Ende eines Abends voller lukullischen Genüsse, gedämpfter italienischer Musik und anregender Gespräche über zeitgenössische Maler, suchen wir leicht angeheitert auf Youtube nach Italo-Schinken. "Serenata-Rap", "Gente die Mare" und Adriano Celentano mit seinem unvergesslichen Tanz gegen die Weinpresse in "Der gezähmte Widerspenstige" wecken nostalgische Gefühle. Kichernd kramen wir immer wieder neue Stücke aus der Erinnerung, bei einigen tanzen wir sogar. Auf dem Heimweg bestätigt mir mein Freund im Taxi: War wieder schön.

Es dämmerte langsam, die Party meines Studienkollegen ging zu Ende. Ein letzes Mal legte ein Freund "Ragazzo della via Gluck" von Adriano Celentano auf - die betrunkene Menge grölte die nunmehr kaum erkennbare Melodie und fiel sich zum Abschied in die Arme: Was für eine Nacht!

Freitag, 3. Dezember 2010

Haben Sie Hamburg schon bei Schnee gesehen?

so ähnlich sah unser Flugzeug aus
Wenn schon die Wiener jedes Jahr aus allen Wolken fallen, sehen sie im Dezember den ersten Schnee, so ist es hoch oben im Norden erst recht ein Ereignis. Damit ist schließlich nicht zu rechnen! Kein Wunder, dass Dank der sommerbereiften Autos überraschter Fahrer die Straßen gesperrt, Züge sowieso immer verspätet und Flüge gestrichen werden. Mein Flug nach Hamburg, der schon sehr spät gewählt war - schließlich bin ich ein Sparefroh - wurde zusätzlich noch um einundhalb Stunden verschoben auf 23:00 Uhr. Jeder, der den Hamburger Flughafen kennt weiß, dass ein Abflug von Wien um diese Uhrzeit extrem knapp kalkuliert ist, denn ab Mitternacht dürfen aus Lärmschutzgründen keine Flugzeuge mehr landen.  Eine Alternative wäre eine Landung in Hannover gewesen: aber inklusive Zugfahrt in den Norden bin ich in dem Fall nicht vor 3 Uhr früh am Ziel meiner Reise. Nach einem holprigen Start von der schneebedeckten Bahn in Wien dann endlich die Erlösung vom Piloten: Eine Ausnahmegenehmigung von Hamburg wurde erteilt, wir dürften landen bis spätestens 20 nach zwölf. Vielen Dank meine Liebe Hansestadt, ihr schlagt euch schon wacker!

Mittwoch, 1. Dezember 2010

Ted.com


Seit ein einigen Monaten bin ich dank meines Cousins begeisterter Anhänger der Konferenzen von TED. Der Veranstalter lädt weltweit Wissenschafter, Sportler, Künstler und Menschen aus der Wirtschaft ein - allesamt Größen ihres Fachs - und bietet ihnen eine Platform, die sie nutzen können, um über ihre Arbeit zu sprechen. Dabei werden die Präsentationen gefilmt und veröffentlicht auf www.ted.com. Ursprünglich wählte TED Referenten ausschließlich zu den Themen Technology, Entertainment and Design - daher auch der Name. Mittlerweile sind die Reden interdisziplinär. "Ideas worth spreading" lautet der Leitspruch, der auch hält was er verspricht. Die Sprecher sind hervorragende Rhetoriker und präsentieren ihr teilweise doch sehr komplexes Spezialgebiet unterhaltsam und mit viel Begeisterung ohne je schlicht oder anspruchslos zu werden. Hier ein aktuelles Beispiel über den Ursprung der Schönheit mit wunderbar animierten Sequenzen:
Neu sind die TEDx Konferenzen, die rund um die Welt von engagierten Anhängern auf die Beine gestellt werden. Am 29. November sogar in Wien! Leider habe ich dafür keine Karten bekommen, darum warte ich ungeduldig auf den Stream, der hoffentlich bald auf www.ted.com zu sehen sein wird.