Mittwoch, 8. Dezember 2010

Was fällt euch als erstes ein zu...?

Die Außenmauer des Wohnhauses gegenüber wurde von einem interessanten, für Wien gar außergewöhnlichen Graffiti verziert. Dabei ist das Design ist nicht ansprechend, die Aussage umso mehr. An welche Eigenschaften denkt man so gemeinhin, stellt man sich den Prototyp-Wiener vor, was bewegt ihn? Mit einer Lebensfreude so prickelnd wie zu Silvester geöffnter Champagner am Valentinstag? Einem Optimismus so mitreißend wie Reden von unserem Kanzler Faymann? Ja! An diesen simplen Satz denkt man, der nur von einem waschechten Wiener stammen kann. Oder von einem integrierten. Und der so schön wie wahr ist.


Ach ja, dieses Graffiti habe ich auch entdeckt. Ist zwar nicht so ergreifend wie das Graffiti um die Ecke, aber: Da mach ich mit! (Wie auch immer das funktionieren soll)

Dienstag, 7. Dezember 2010

Don't tell Mama

Le Interieur
Wer jemals in New York war, dort einen dieser cremigen, weichen, käsigen dabei nicht zu süßen Cheesecakes probiert hat und seitdem ruhelos nach einem ähnlich hinreißenden Geschmackserlebnis in good old Europe sucht, für den habe ich phantastische Nachrichten! Schon wähnte ich mich als ein Parzival der Neuzeit verdammt zur ewigen, verzweifelten Gralsuche: Aber die Besitzerin von "Don't tell Mama"  im Herzen von St. Pauli schafft es tatsächlich den original Cheesecake New York Style zu fertigen. Das spartanisch eingerichtete Cafe verrät dem Gast auf den ersten Blick nicht, welche hedonistische Beglückung auf ihn wartet: ob klassisch oder mit Karamel, Blaubeere, Buttermilch-Limone, Schokolade oder Ribisel verfeinert: Dieser Kuchen ist himmlisch. Vielen Dank für das Erlebnis. Und versprochen, ich erzähl es nicht Mama.

Sonntag, 5. Dezember 2010

Una notte italiana - damals und heute

Wie sehr sich das Leben verändert und vor allem wie schnell das passiert, spürt man in manchen Momenten wehmütig. Wird der Gegensatz zu früher jedoch besonders augenscheinlich, so ist das Erlebte mehr Anlass zu Belustigung denn zu Melancholie. Wie an diesem Wochenende: Mein Freund und ich wurden zu einer Feier in die Wohnung von Bekannten geladen, das Thema des Abends war "Una notte italiana".

Schon die Einladung ist vielversprechend: die Karte mit angedeutetem Olivenzweig als Motiv liegt schwer in der Hand und besteht bestimmt aus handgeschöpftem Papier. Der Text auf der Rückseite wurde vom Gastgeber mit einer edlen Füllfeder und viel Sorgfalt geschrieben. Sofort haben wir beide das Gefühl, dass er sich sehr auf unseren Besuch freut und sich mächtig ins Zeug legen wird. 

Diese Mühe schon bei der Einladung um die Vorfreude zu erhöhen, das Motto des Abends, das alles erinnerte mich an die Wohnungsparty meines damaligen Studienkollegen. Vielleicht vor drei oder vier Jahren? Über Youtube verschickte er einen aufwendigen, selbst-produzierten Trailer mit leicht bekleideten italienischen Schauspielerinnen und den Eckdaten, wann und wo das Gelage stattfinden solle. 

Nun gut, zurück zu unserem Wochenende: der Gastgeber empfängt uns - nachdem wir pünktlich mit Wein und Geschenk an der Tür klingeln - herzlich und untadelig gekleidet in Hemd und Seidenschal. Noch lässig die vorbildhaft gebügelte und farblich zu dem Schal passende Küchenschürze um die Hüften, bittet er uns in seine Wohnung und sagt: Bei uns dürft ihr die Schuhe im Vorraum ausziehen, ihr müsst das nicht draussen im Flur machen!

Schuhe ausziehen? Nachdem wir um ein, zwei Stunden verspätet vor der WG-Tür standen - schließlich verfliegt der Tag wenn man regelmäßig um die Mittagszeit aufsteht - warteten wir erstmal einige Zeit in der Kälte. Warum hörte denn niemand die Klingel? Dumpf vibrierte der Bass der viel zu lauten Musik nach draußen und verhieß eine brodelnde Stimmung. Endlich betätigte jemand den Öffner, es surrte und wir durften rein ins Geschehen. Ein Schwall an Zigarettenrauch, verbrauchter Luft und Wärme hieß uns willkommen, der Gastgeber war dabei nicht zu finden. Egal, Hauptsache ein Haufen gut gelaunter Leute die tanzen und die Bar ist noch voll bestückt. Was hat eigentlich Wodka mit Italien zu tun?

Das Menü des Hobbykochs in Seidenschal ist perfekt: Zuerst ein Buffet mit Antipasti bestehend aus in Rotwein eingelegten Zwiebeln, gebratenen Zucchini mit Frischkäse und gerösteten Pinienkernen auf eingelegten Paprika. Über allem ein kräftiger Schuss dieses göttlichen Olivenöls, das der Gastgeber im letzten Italienurlaub mit seiner Freundin selbst hergestellt hat. Danach ein Pilzrisotto als Platti Primo und als Krönung Rum-Topfen Palatschinken mit Himbeeren, die scheinbar auch im Süden beliebt sind!

Da wir uns verspätet hatten, sind von dem ohnehin spärlichen Arrangement der  Plastikschüssel nur noch die Erdnußflips und vereinzelt ein paar Chips über. Die wurden mittlerweile jedoch mit Straßenschuhen in den Teppichboden getreten und stellen am nächsten Tag wohl eher einer Herausforderung beim Aufräumen dar als ein Abendessen. Wir beschlossen nochmal zu dem Würstelstand um die Ecke zu laufen für eine Käsekrainer. Wenn wir dann hoffentlich wieder reingelassen werden...

Am Ende eines Abends voller lukullischen Genüsse, gedämpfter italienischer Musik und anregender Gespräche über zeitgenössische Maler, suchen wir leicht angeheitert auf Youtube nach Italo-Schinken. "Serenata-Rap", "Gente die Mare" und Adriano Celentano mit seinem unvergesslichen Tanz gegen die Weinpresse in "Der gezähmte Widerspenstige" wecken nostalgische Gefühle. Kichernd kramen wir immer wieder neue Stücke aus der Erinnerung, bei einigen tanzen wir sogar. Auf dem Heimweg bestätigt mir mein Freund im Taxi: War wieder schön.

Es dämmerte langsam, die Party meines Studienkollegen ging zu Ende. Ein letzes Mal legte ein Freund "Ragazzo della via Gluck" von Adriano Celentano auf - die betrunkene Menge grölte die nunmehr kaum erkennbare Melodie und fiel sich zum Abschied in die Arme: Was für eine Nacht!

Freitag, 3. Dezember 2010

Haben Sie Hamburg schon bei Schnee gesehen?

so ähnlich sah unser Flugzeug aus
Wenn schon die Wiener jedes Jahr aus allen Wolken fallen, sehen sie im Dezember den ersten Schnee, so ist es hoch oben im Norden erst recht ein Ereignis. Damit ist schließlich nicht zu rechnen! Kein Wunder, dass Dank der sommerbereiften Autos überraschter Fahrer die Straßen gesperrt, Züge sowieso immer verspätet und Flüge gestrichen werden. Mein Flug nach Hamburg, der schon sehr spät gewählt war - schließlich bin ich ein Sparefroh - wurde zusätzlich noch um einundhalb Stunden verschoben auf 23:00 Uhr. Jeder, der den Hamburger Flughafen kennt weiß, dass ein Abflug von Wien um diese Uhrzeit extrem knapp kalkuliert ist, denn ab Mitternacht dürfen aus Lärmschutzgründen keine Flugzeuge mehr landen.  Eine Alternative wäre eine Landung in Hannover gewesen: aber inklusive Zugfahrt in den Norden bin ich in dem Fall nicht vor 3 Uhr früh am Ziel meiner Reise. Nach einem holprigen Start von der schneebedeckten Bahn in Wien dann endlich die Erlösung vom Piloten: Eine Ausnahmegenehmigung von Hamburg wurde erteilt, wir dürften landen bis spätestens 20 nach zwölf. Vielen Dank meine Liebe Hansestadt, ihr schlagt euch schon wacker!

Mittwoch, 1. Dezember 2010

Ted.com


Seit ein einigen Monaten bin ich dank meines Cousins begeisterter Anhänger der Konferenzen von TED. Der Veranstalter lädt weltweit Wissenschafter, Sportler, Künstler und Menschen aus der Wirtschaft ein - allesamt Größen ihres Fachs - und bietet ihnen eine Platform, die sie nutzen können, um über ihre Arbeit zu sprechen. Dabei werden die Präsentationen gefilmt und veröffentlicht auf www.ted.com. Ursprünglich wählte TED Referenten ausschließlich zu den Themen Technology, Entertainment and Design - daher auch der Name. Mittlerweile sind die Reden interdisziplinär. "Ideas worth spreading" lautet der Leitspruch, der auch hält was er verspricht. Die Sprecher sind hervorragende Rhetoriker und präsentieren ihr teilweise doch sehr komplexes Spezialgebiet unterhaltsam und mit viel Begeisterung ohne je schlicht oder anspruchslos zu werden. Hier ein aktuelles Beispiel über den Ursprung der Schönheit mit wunderbar animierten Sequenzen:
Neu sind die TEDx Konferenzen, die rund um die Welt von engagierten Anhängern auf die Beine gestellt werden. Am 29. November sogar in Wien! Leider habe ich dafür keine Karten bekommen, darum warte ich ungeduldig auf den Stream, der hoffentlich bald auf www.ted.com zu sehen sein wird. 

Montag, 29. November 2010

Zeitalter des Verzeihens

Groß ist die Aufregung um Wikileaks allemal. Sind die pikanten Enthüllungen von heute aber der "11. September der weltweiten Diplomatie", wie Italiens Außenminister Franco Frattini so fassungslos behauptet? Was als Laie überrascht und herrlich amüsiert ist dieses scheinbar belanglose Getratsche der Diplomaten auf Boulevard-Zeitungsniveau. Wer hätte wohl gedacht, dass nicht nur einschlägige Zeitungen Frau Merkel eine Teflon-Attitüde assistieren oder Herrn Westerwelle Eitelkeit? Interessant ist es zu erfahren, ob all diese Einschätzungen nun Grundlage von folgenschweren Entscheidungen der USA sind. Oder differenzieren die Politiker im so "wortseligen Westen" zwischen persönlichen Befindlichkeiten und Handfestem? 
Was der Skandal eindeutig belegt ist vorläufig nur eines: Dass sich unsere Medienlandschaft grundlegend verändert hat. Ein "Aufdecker"-Portal wie Wikileaks spielt mit dem Establishment, zerrt mehr oder weniger brisantes Material ins öffentliche Bewusstsein, lässt die Information ohne jeglichen journalistischen Anspruch wie eine Bombe platzen und freut sich diebisch über den angerichteten Schaden. Ausgewählte Medien wie die NY-Times und der Spiegel entschlüsseln die schwer lesbaren Depeschen in Abwägung mit der amerikanischen Regierung und bereiten die Information auf. Ein Ende des Qualitätsjournalismus kann ich bei der Bearbeitung nicht erkennen, in diesem System hat jeder seinen Platz. Dem investigativen Element Wikileaks wird mehr Raum zugesprochen, ja, und meiner Meinung nach in diesem Fall zu recht! Vorbei sind die Zeiten des Getuschels hinter vorgehaltener Hand, vorbei das Getratsche. Treten wir ein für mehr Ehrlichkeit und Offenheit im Umgang miteinander und im Austausch der Ansichten. Der 29. November 2010 könnte auch für die   Renaissance der Diplomatie stehen!
Eines wird im neuen Medienzeitalter der Transparenz jedoch immer mehr an Bedeutung gewinnen: Das Verzeihen. Wenn alle Schritte derart publik werden können und Daten theoretisch bis zum Server-GAU von Wikileaks vorrätig sind, dann ist das der Beginn des Verzeihens, wenn Vergessen nicht mehr möglich ist. 

Sonntag, 28. November 2010

Winterlandschaft im November? Wie fürchterlich!

der Arme
Also bei dem Wetter jagt man normalerweise keinen Hund vor die Tür. Lange haben mein Bewegungsdrang und die pure Gemütlichkeit miteinander gerungen. Der erste hat gewonnen zum Leidwesen meines treuen Begleiters, der - eine Beschönigung - nicht wirklich überzeugt war. Der erste Schnee in diesem Winter? Wie fürchterlich! Die frische Luft? Wie abstoßend! Naja, am Ende der wider Erwartens netten Runde war es dann auch ganz schön, nach Hause zu kommen.

Samstag, 27. November 2010

Eine Österreichische Tradition

Tabus begegnen uns mehrmals täglich, obwohl wir in unserer aufgeklärten Gesellschaft meinen, über alles reden zu dürfen. Trotzdem ist Verdrängen und Vergessen weiterhin ein wichtiger Bestandteil, um ein unbeschwertes, sorgenfreies Leben zu führen. Ich glaube, das gilt für jeden von uns.

Was macht man aber, wenn man etwas erfährt, was die eigene Lebensqualität unmittelbar betrifft, es aber nicht so einfach vergessen kann? Gerade habe ich das Buch "Tiere essen" von Jonathan Safran Foer gelesen. Damit trifft das Geschriebene den Nerv der Zeit, denn dass etwas an der Lebensmittelproduktion der industrialisierten, auf Gewinnmaximierung gedrillten Welt verdächtig ist, das denkt beinahe jeder insgeheim. Ansonsten könnte "Tiere essen" ja vollkommen unvoreingenommen gelesen werden. So ist es aber nicht. Vernimmt man den Titel, enstehen bestimmte Bilder im Kopf und die leise Ahnung: Irgendetwas ist nicht in Ordnung damit, wie unser Schnitzel auf den Tisch kommt. Darüber zu reden ist im täglichen Leben ein Tabu, eine Verdrängung die wir rund drei mal täglich vor jeder Mahlzeit schaffen. Somit nahezu eine Leistung! Das klappt auch deswegen, weil das Fleisch auf unserem Teller nicht mehr aussieht wie ein Stück totes Tier, sondern mit einer goldbraunen Semmelbröselschicht ummantelt wird.


Kann ich das Wissen wieder verdrängen, dass auch in Österreich 98% des konsumierten Fleisches aus Massentierhaltung stammt? Ohne recherchiert zu haben hatte ich vor ein paar Wochen noch das Bauchgefühl, die Kleinbauerlichen-Strukturen sind hier stärker ausgeprägt als in den USA oder Deutschland. Fakt ist: Damit wird Nutztieren wie Schweinen, Rindern und Hühnern auch bei uns ein würdevolles Leben und Sterben verwehrt. Möchte ich das wieder verdrängen, für den flüchtigen Genuss eines knusprigen Stück Fleisches? Vielleicht. Ich hoffe nicht. 

Donnerstag, 25. November 2010

Station Wien oder zusammenleben ist spannend

Heute wurde ich zu einem mit viel Liebe organisierten Fest eingeladen. Der Veranstalter, "Station Wien", ist ein Verein, der sich der Integrationshilfe von Menschen verschiedenster Nationen mit Österreichern widmet. Gegen Ende organisierten die freundlichen Sozialarbeiter einen Tanz mit den Gästen - das Foto zeugt davon. Als Kamerafrau konnte ich dem gerade noch entkommen - dafür bin ich einfach zu schüchtern. 



Für Buffet und Kaffesud-leserin (wie exotisch!) war ich zwar zu spät dran, doch ich konnte als Ausgleich einen starken, schwarzen Tee mit Zucker in diesen kleinen türkischen Glasern ergattern. Und wer stand bei der Ausgabe? "Cutie Pie" und "Busy Bee"! Die Schwestern, mit denen ich bis Juni diesen Jahres die Mathe-Hausübung gemacht habe. Die Wiedersehensfreude war groß. Die Mädls meinten im Sommer, dass sie keine Nachhilfe mehr benötigen, sie sind schon viel besser. Busy Bee trug heute zum ersten mal ein Kopftuch, wie mir ihre Mutter stolz bestätigte. Sie ist die einzige der vier Schwestern mit Bedeckung. Die Familie kenne ich nun schön länger und nehme alle Mitglieder auf ganzer Linie modern, bildungsorientiert und offen wahr - ihre Gastfreundschaft und Wärme ist überwältigend. Keine Frage, das Tuch stand Busy Bee ausnehmend gut. Gerne hätte ich sie gefragt, warum sie sich heute entschlossen hat, dieses zu tragen und ob Sie damit etwas aussagen möchte. So über die Theke und bei den vielen Besuchern hatte ich dafür aber leider keine Gelegenheit. Dafür plauderte ich mit Cutie Pie, die mit mir den restlichen Abend verbracht hat - eine sehr gelungene Feier!


Mittwoch, 24. November 2010

Remarketing-Opfer

Für alle, die sich nicht  mit Online Werbung beschäftigen, wird der Begriff "Remarketing" neu sein. Das Prinzip ist einfach erklärt: Nehmen wir mal an, Elisa sieht sich ganz naiv den Online-Shop Z. an, tätigt aber keinen Einkauf. Im Hintergrund wird auf Elisas Festplatte ein Cookie installiert, der dafür sorgt, dass Elisa bis ans Ende ihrer Online-Tage auf jeder denkbaren Website immer wieder die gleiche Werbung sieht:  Z. hat diese neuen Angebote! Hast du jenes schon gesehen? Nur morgen gibts 15% auf deinen ersten Einkauf bei uns!

Steter Tropfen höhlt den Stein: Online-Shop Z. hat mit Remarketing auch mich überzeugt und ich habe meine ersten paar Schuhe online erworben. Über die freue ich mich mächtig!

Die Beute - doch wer ist Jäger und wer Gejagter? Stiefeletten von Zign

In genau dem grau, das zu meiner kompletten Jeanskollektion passt. Faltet man das Fußende einer beliebigen Hose in den Einstieg, fügt sich das geraffte Leder perfekt ins Bild. Auch mit Rock einwandfrei kombinierbar. Besonders hübsch ist das Innenfutter mit grau-blauen Blümchen. Vorsicht, nicht zu empfehlen für die kalten Wintertage, dafür ist das Material einfach zu dünn.

Neugierig auf mehr Mode-Beiträge?

Meine charmante Kollegin verfasst unter dem Decknamen "Retail therapist" wunderbar amüsante, selbstironische Beiträge über ihre neueste Beute auf onemorehandbag.blogspot.com. Diesen Blog möchte ich jeden ans Herz legen, der sich für Mode, Make-up und Reiseberichte interessiert - und sich dabei herrlich unterhalten möchte.

Titelbild made by Retail therapist

Dienstag, 23. November 2010

Das Leben ist ein Labyrinth

Lageplan
Ist der originelle Zugang zur U2 bei der Haltestelle "Volkstheater" in Wien bekannt? Möchte ein Fahrgast vom U-Bahn-Eingang gegenüber des Volkstheaters nämlich in die besagte U2 Richtung "Aspernstrasse" einsteigen, muss er einige sich überkreuzende Wege begehen. Beinahe hat man den Verdacht, der Architekt hat sich von Hogwarts Treppenhaus in Harry-Potter-Filmen inspirieren lassen. Oder, auch wahrscheinlich, vom "Haus der Verrückten". Dort meistern Asterix und Obelix die überaus schwierige Prüfung, im größten römischen Verwaltungsgebäude den richtigen Schalter für die Beantragung des Passierscheins 38A zu finden. (http://www.youtube.com/watch?v=lIiUR2gV0xk). Die Treppen, die die beiden Freunde erklommen haben, stehen denen der U2 Station Volkstheater um (beinahe) nichts nach: Zuerst hinunter zur U3 laufen bis vorne ans Gleis. Dort angelangt, eine 180-Grad-Wendung nach rechts. Danach die Hälfte der vorher abgestiegenen Höhenmeter erneut erklimmen - nochmal umdrehen - die letzen Stufen noch im Eilschritt. Sind diese Strapazen geschafft, scheint man schon fast am Ziel. Fast. Denn dann ist mir die U2 knapp vor der Nase weggefahren. Mit Passierschein 38A wäre das nicht passiert.

Montag, 22. November 2010

Piraten an der Elbe

Heute wurde das erste Mal seit 400 Jahren in Hamburg wieder gegen Piraten prozessiert. Die Angeklagten aus Somalia werden beschuldigt, im April diesen Jahres vor dem Horn von Afrika das hanseatische Frachtschiff "Taipan" entführt zu haben. Dabei beschäftigt nicht nur die Richter, welche Strafe bei einem Schuldspruch angebracht ist. Somalia als eines der ärmsten Länder dieser Welt, mit einer Regierung die praktisch nicht handlungsfähig ist und deren Bevölkerung hungert, braucht andere Maßstäbe.

Mir scheint das Leid so weit weg, denn wir Glücklichen in Europa werden nicht vor eine so schwere Wahl gestellt: Verhungern oder Verbrechen. Vielleicht ist Nähe möglich, wenn man erfährt, dass Verbindungen zu diesem fernen Land bestehen. Ja, dass ich sogar Persönlichkeiten aus Somalia kenne, die mich schon berührt haben. Der Musiker K'naan zum Beispiel, der das bewegende Lied Wavin Flag geschrieben hat, ist Somalier. Mit soviel Optimismus wird im Refrain von der flatternde Fahne gesungen, die Freiheit symbolisiert. Piratenflaggen waren damit bestimmt nicht gemeint.

K´naan

Sonntag, 21. November 2010

Wer hats erfunden?

Dieses Wochenende besuchten uns sehr liebe Freunde aus der Schweiz. Als Gastgeschenk mitgebracht haben die beiden Luxemburgerli: eine delikate Aufmerksamkeit, erfunden in der Alpenrepublik - so wurde nicht ohne Stolz erklärt. Die Kekse von quietschpink bis grasgrün kannte ich schon von Wien - wenn auch nicht ganz so fluffig und fein -  unter dem Namen Makronen. Speziell die Makronen aus dem Hause Ladurée werden von Paris auf kürzestem Wege und mit viel Aufhebens importiert. Dabei meinen die Franzosen - wie kann es anders sein -  auch mit stolzgeschwellter Brust: Wir habens erfunden!
Nach einer Recherche auf Wikipedia kann ich nur bestätigen, dass beide Nationen auf Ihre Art recht behalten. Zwar führte der luxemburgische Konditor Camille Studer das Rezept von Frankreich nach Zürich ein, er verfeinerte dieses schmackhafte Gebäck aber noch. Das ist ihm gelungen!
Ein amüsantes Detail am Rande: Der Luxemburger nannte seine Kreation Baiser de Mousse - zu deutsch Schaumküsse. Nun war das den Eidgenossen in den 50er Jahren des vorigen Jahrtausends bei der Bestellung einigermaßen peinlich. Kurzerhand nannten Sie die Köstlichkeit fortan "Luxemburgerli", was Sie wohl besser mit Ihrem Gewissen vereinbarten konnten.


Donnerstag, 18. November 2010

Kaffeeküche

Aufstehen früh morgens ist ein besonders sensibles Thema bei mir, darüber zu schreiben schreckt mich schon ab. Daher konzentriere ich mich auf die tägliche Krönung meines Bemühens: die Kaffeeküche! Zu finden ist dieser Lebensretter im Jonasreindl. So wird die unterirdische Straßenbahnschleife bei der U2-Station Schottentor/Universität von den Wienern genannt. Der Bürgermeister Franz Jonas hat dieses originelle Stück Architektur in den 50ern errichtet und die Form erinnert ein wenig an ein "Reindl" (sowas wie ein Topf), daher der Name.

es dauert nicht mehr lange...
Faszinierend ist schon die Bestellungsannahme in meinem Lieblings-Cafe-to-go: Egal wie lange die Schlange ist, kaum reiht man sich ein, fragt ein freundlicher Herr oder eine nette Dame hinter der Theke: "Was möchtest du denn gern?" Denn die Gäste vor mir haben die Bestellung schon abgegeben, großteils bezahlt und warten noch kurze Zeit, bis Sie das begehrte Heißgetränk endlich entgegennehmen dürfen. Außergewöhnlich daran sind zwei Dinge: Zum ersten, dass man bei dem Gewusel den Überblick behalten kann - und dass man so früh morgens so dermaßen gut drauf ist wie die Bedienung. Der Kaffee ist einmalig, die möglichen Variationen davon mit Sojamilch, Schokolade, Haselnußsirup und ähnlichen Aromen, die meiner Meinung zu dem Geschmackserlebnis eines wirklich guten Kaffees nichts beitragen können, sind schier endlos. Ich bleibe bei meiner Melange.

Zu den Croissants sagen sie übrigens Kipferl, schließlich wurden die ja auch in Österreich erfunden. Bestimmt aus Frankreich kommt das Brioche. Ob die dort besser als hier schmecken ist möglich, aber wenig wahrscheinlich.

Also ein uneingeschränktes Lob zu meinem morgendlichen Fixpunkt, was würde ich bloß ohne euch tun!

Mittwoch, 17. November 2010

Restaurantkritik 2.0

Aussen
Innen
Mittags, 13:00 Uhr in Wien: Wir hatten Hunger, wollten mal was Neues ausprobieren und suchten auf diversen Restaurantbewertungs-Platformen nach geeignetem: das Pan-Asia-Restaurant East to West in der Seilerstätte 14 sollte es werden. Preis-Leistungs-Verhältnis und Ambiente waren top, obwohl das von Außen nicht zu vermuten war. Allein das Service: gewöhnungsbedürftig. Die Chefkellnerin paradox-charmante Art ruppig, die übrigen Angestellten sehr verwirrt und konfus. Den Blogpost wollte ich jedoch nicht verfassen um eine Restaurant zu bewerten, sondern um zu schildern, was passiert wenn ein paar Geeks mit Smartphones an einem Tisch sitzen: Die Handys wurden nach dem dritten unwirschen "Sind-Sie-fertig-mit-gleichzeitigem-Teller-schon-abräumen" gezückt, Qype und Google Maps aufgerufen, Fotos vom Essen geposted und individuell Sterne vergeben. Drei fundierte Bewertungen später bleibt die Frage: Könnten die Besitzer den Service nicht eher verbessern, wenn wir Ihnen unsere Meinung direkt gesagt hätten? Vielleicht wäre uns dann ja auch als Wiedergutmachung der zweifelhafte Genuß zuteil geworden, einen Pflaumenwein aufs Haus zu bekommen.